Ein Hund liegt auf einem OP-Tisch und bekommt eine Spritze; es handelt sich jedoch nicht um eine Schönheits-OP.

Ein ungewöhnlicher Trend fasst auch hierzulande langsam Fuß: Schönheits-OPs für Hunde. Hautstraffungen, Nasen-Korrekturen, Fettabsaugung, Augenlifting, Silikonhoden nach der Kastration – die Nachfrage nach rein ästhetischen Eingriffen ist grundsätzlich da. Doch noch sträuben sich die meisten Tierärzte gegen solche unnötigen Verfahren.

Er ist einer der bekanntesten Tierärzte, die einen merkwürdigen neuen Trend vorantreiben: Schönheits-OPs für Hunde. Der in São Paulo praktizierende Veterinärmediziner Edgard Brito bietet Eingriffe an, die das Aussehen der Vierbeiner verändern sollen. Er korrigiert die Position von Ohren und Schwänzen, liftet Augen und Schnauzen mit Botox, saugt Fett ab und nimmt Hautstraffungen von hängenden Zitzen nach der Geburt vor. Wer mit dem äußeren Erscheinungsbild seiner Fellnase nicht zufrieden ist, findet bei ihm Rat und Hilfe. Doch was man als eine verrückte Chose aus dem weit entfernten Südamerika abtun möchte, findet langsam auch seinen Weg nach Europa. Laut Tierärzten beginnen manche HundebesitzerInnen auch hierzulande, nach Schönheit-OPs für ihre Hunde zu fragen. Doch die meisten Tierärzte im deutschsprachigen Raum weigern sich, unnötige Eingriffe am Haustier vorzunehmen – aus vielerlei guten Gründen.

Eingriff – notwendig oder nicht?

Tatsächlich gibt es viele schönheitschirurgische Eingriffe an Hunden, die durchaus sinnvoll sind: Beispielsweise Hautstraffungen im Gesicht von Shar Peis, damit sich in den übermäßigen Gesichtsfalten keine Bakterien ansammeln können. Oder Eingriffe, um brachyzephalen Hunderassen wie Französischen Bulldoggen oder Möpsen bei Atembeschwerden zu helfen. Natürlich liegt bei solchen gravierenden rassetypischen Gesundheitsproblemen die Verantwortung für bessere Körperverhältnisse bei den ZüchterInnen und Zuchtvereinen. Für den individuellen Hund selbst kann eine Operation jedoch eine deutliche Zunahme an Lebensqualität bedeuten. Auch die Entfernung überschüssiger Hautlappen nach drastischer Gewichtsabnahme finden viele Tierärzte ethisch vertretbar, wenn die Operation selbst kein allzu großes Risiko für das Tier darstellt. Wo das Verständnis jedoch endet, sind Eingriffe, die rein der Ästhetik von Herrchen oder Frauchen dienen sollen.“47407″ img_size=“full“ add_caption=“yes“]

Wenn der Hund nicht aussieht, wie er „soll“

Beispielsweise legte eine Russin ihren Jack Russell Terrier unters Messer, weil dieser Stehohren hatte. Die Familie wünschte sich jedoch einen Hund wie Milo aus dem Film „Die Maske“, der Schlappohren hatte. Des Weiteren schnitten Hunde mit Schlappohren auf Schönheistwettbewerben besser ab. Kurzerhand beauftragten sie einen Tierarzt, den „Schönheitsfehler“ zu beheben. Und obwohl dieser ihnen eindringlich von der überflüssigen Schönheits-OP abriet, führte er sie schließlich doch durch. Das Knorpelgewebe des Stehohres wurde beschädigt, sodass der Hund seine Ohren nicht mehr aufrecht halten konnte. Die Familie ist sehr glücklich mit dem neuen Aussehen ihres Vierbeiners – was der Hund selbst davon hielt, fragte jedoch niemand.

Schönheits-OP beim Hund – Tierquälerei?

Die Nachfrage nach unnötigen, rein ästhetischen Eingriffen steigt – und solange nicht gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wird, sind manche Schönheits-OPs für Hunde grundsätzlich möglich. Dann kommt es darauf an, ob der Tierarzt zu dem Eingriff bereit ist. Befürworter Brito argumentierte in einem Interview mit Dujour, dass schöne Hunde eine bessere Beziehung zu ihren Besitzern hätten und weniger oft eingeschläfert werden. Das sendet aber die vollkommen falsche Message – nämlich dass das Tier dem Schönheitsideal von Herrchen und Frauchen genügen müsse, um überhaupt liebenswert zu sein. Die Tierärztin und Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins Hamburg Corinna Cornand hält da im Spiegel-Interview dagegen: „Ich lehne diese Operationen ab, weil sie nur dem menschlichen Auge dienen und der Gesundheit des Hundes schaden. Er hat Schmerzen, er leidet, wenn er sinnlos operiert wird.“

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