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Es klingt wie ein Märchen: Husky-Dame Tinkabell schaffte es von der ängstlichen Tierheim-Hündin zu EM-Silber im Canicross. Dazwischen lag allerdings viel geduldiges Training mit ihrem neuen Herrchen Christian …

Neben dem Sport schlägt das Herz von Christian Mayerhofer vor allem für Hunde. Umso schlimmer traf es ihn, als er im Mai 2016 seinen Dackel-Mischling Wuzzi einschläfern lassen musste.

„Ich wollte aus der Trauer heraus anfangs gar keinen Hund mehr haben, doch dann habe ich gemerkt, dass in meinem Leben einfach was fehlt“, verrät der heute 42-Jährige.

Also besuchte er gemeinsam mit seiner Partnerin Anna mehrere Tierheime, um sich auf die Suche nach einem neuen Vierbeiner zu machen: „Wir wollten einfach einem Hund, der schon einiges mitgemacht hat, ein gutes zu Hause geben.“

Ängstliche Hündin mit tragischer Geschichte

Bald wurden sie fündig: Die 2,5 Jahre alte Husky-Dame namens Tinkabell hatte es dem gebürtigen Steirer mit Wohnsitz in Wien sofort angetan. „Es war Liebe auf den ersten Blick! Ich habe Tinkabell angeschaut und gewusst, dass sie mein Hund ist.“

Und auch ihre traurige Vorgeschichte berührte Christian zutiefst: Tinkabell hatte bereits mehrere Besitzer und wurde als Welpe an einer Autobahn nachts ausgesetzt. Danach folgte die Aufnahme ins Tierheim und zwei weitere Besitzer. Wobei sie in den Familien, bei denen sie kurzzeitig untergebracht war vermutlich Schlimmes erlebt haben dürfte. Ihre Angst und Aggressivität gegenüber Männern waren jedenfalls starke Anzeichen dafür.

Fehlendes Vertrauen, schwieriges Training

Nach zwei Jahren im Tierheim, wurde die Husky-Dame schließlich von Christian entdeckt und aufgenommen: „Schon bald wurde mir aber klar, dass es ein sehr schwieriger Weg mit ihr sein wird. Beim Gassi gehen hat sie jeden Mann angebellt oder ist ihn angesprungen. Sie frei laufen zu lassen war schlicht unmöglich. Sie war ängstlich, hyperaktiv und obendrein unberechenbar, wenn sie ein Fremder berührte.“ Eine schwierige Situation. „Ich muss zugeben: ich war kurzzeitig überfordert“, so der Tierfreund, „aber die kleine Maus zurück ins Tierheim zu bringen war keine Option!“

Am Trainingsplan standen nun die Grundlagen – aber noch nicht Kommandos wie „Sitz“ oder „Platz“. Viel mehr war es zunächst Ziel, der Hündin Vertrauen beizubringen. „Es gab immer wieder Rückschläge, aber ich lernte damit umzugehen und merkte bald, dass ihr Vertrauen in uns ständig wuchs. Trotzdem dauerte es sehr lange, bis sie wirklich bei uns ankam und mir komplett vertraute.“

Diese Erfahrung brachte Christian zu dem Entschluss selbst Hundetrainer zu werden. „Eine Hundeschule zu finden, in der man mithelfen kann war viel schwieriger, als ich zuerst geglaubt habe. Ich kann hier nur ein sehr Großes Danke an Rudolf vom Hundeclub Strebersdorf richten, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, hier Praxis zu sammeln und meine Ausbildung zu beginnen!“

Auch beim Training war die Husky-Dame zunächst kaum zu bändigen. „Ich habe Tinkabell dann zum Laufen mitgenommen und gemerkt, wie sie dabei zur Ruhe kommt“, so der angehende Hundetrainer. Die Bewegung machte ihr gleich große Freude und so wurden die beiden immer mehr zu einem ein geschworenen Team. Darauf folgte Christians Entschluss, es auch mit Wettkämpfen zu versuchen: „Es stand für uns aber der Spaß im Vordergrund.““24029″ img_size=“1000×666″ add_caption=“yes“ alignment=“center“]

Erfolgreiche Europameisterschaften

Nach Erfolgen bei „kleineren“ Rennen kam schließlich die Idee auf, auch bei der „Heim-EM“ 2016 in Ottenschlag in der Disziplin Canicross an den Start zu gehen. Bei der Europameisterschaft hatten die „Rookies“ Tinkabell und Christian riesigen Spaß. „Am Ende belegten wir den großartigen 6. Platz. Eigentlich wären wir auf Platz 5 gelandet, aber Tinka fand es auf den letzten 500 Metern lustig, sich gemütlich in einer Pfütze zu welzen“, erzählt der Hundesportler schmunzelnd.

Bis zu ihrem EM-Start ein Jahr später in Italien hatte sich die Hündin zu einem Canicross-Wettkampf-Profi entwickelt. Und so lief Tinkabell mit Christian am ersten Tag auf Platz 2. „Am zweiten Tag waren wir leider etwas unvorbereitet und mussten kurz nach Rennstart einen kurzen Gassi-Stopp einlegen“, erinnert sich Christian, „insgesamt konnten wir aber Platz 2 halten.“

Eine Sensation lag in der Luft! Am dritten Tag packte beide der Ehrgeiz. „Wir sind im Rennen ziemlich ans Limit gegangen und trotzdem vom französischen Team eingeholt worden. In dem Moment war die Medaille weg, aber Tinkabell hat sich zu mir umgedreht und mich eindringlich angeschaut.“ Also gab Christian noch einmal das „GO“-Kommando: „Tinka ist gelaufen wie noch nie. Sie lief nun für mich, ich war gerührt und inspiriert zugleich!“ Das Ergebnis überraschte viele: Silber bei einer Europameisterschaft – und das mit einer Hündin aus dem Tierheim.

2018 startete Tinkabell bei der EM in Abertamy, Tschechien, erstmals mit ihrem Frauchen Anna. Während das Damen-Duo eine eindrucksvolle Performance hinlegte und Platz 15 bei den Damen erreichte, konnte Christian mit Rüden Astor sogar Gold holen.

Bald darauf begann der Tierfreund und Hundesportler unter dem Namen austrianmusher Fotos und Erfahrungen auf Instagram teilen, wo er Interessierten auch gerne Fragen rund um den Hundesport und seine geliebten Huskies beantwortet.

 

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Kurz nach dem Zieleinlauf. Das Team überglücklich über Platz eins Herren und Platz 2 Frauen. 

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Was ist Canicross?

Canicross ist eine Sportart, bei der ein Geländelauf mit Hund absolviert wird. Das Mensch-Tier-Team ist durch eine spezielle Leine miteinander verbunden.

Canicross: Fitness für Hund und Mensch – Bericht von BR24 (Video)

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