Zwei Hunde befinden sich im Kampf auf einer Wiese.

Randale an der Leine gehören zu den häufigsten Problemen, wegen denen Hundetraining gebucht wird. Der Leidensdruck der HundebesitzerInnen ist oft sehr hoch, denn die Intoleranz der Gesellschaft gegenüber lauten Hunden steigt.

Nicht zu unterschätzen ist auch der körperliche Kraftakt, der Mensch und Hund viel Energie kostet und an die körperlichen und psychischen Grenzen gehen kann, wenn der tierische Begleiter nahezu unkontrollierbar in der Leine hängt. Die Krux an der Sache ist, dass keine Gewöhnung einsetzt, sondern ein Teufelskreis in Gang kommt, der das Verhalten verschlimmert – dann nämlich, wenn der Hund beim Anblick der Artgenossen Fehlverknüpfungen lernt. Der unangenehme Druck am Körper vom In-die-Leine-Brettern, der aufgeregte Mensch, der vielleicht seinen Stress nach außen etwas verbergen kann, mit Sicherheit aber nicht seinen Geruch, der als olfaktorische Botschaft nie lügen kann; all diese Facetten verschlimmern oft das Verhalten bei Hundebegegnungen weiterhin.

Vermeidung

Was also tun? Zum einen ist es nie verkehrt, Hundebegegnungen zu meiden, vor allem zu Beginn des Trainings. Denn wenn eine ritualisierte Begegnung erst erlernt werden muss, sollte man nie die Kontrolle verlieren, jede Begegnung gezielt planen. Das klingt ja noch recht einfach, ist aber tatsächlich nicht so leicht umsetzbar, wenn man in hündisch
dicht bevölkerten Gegenden wohnt, in denen auch noch lauter Die-tun-nix-KandidatInnen nur mal schnell hallo sagen komme.“47825″ img_size=“full“ add_caption=“yes“]

Toleranz

Aus diesem Grund lautet Gebot Nummer eins, unvorsichtige andere Hundemenschen und ihren vierbeinigen Anhang mitzubedenken. Und ja: Einige Hunde müssen Maulkörbe tragen, weil andere ihre Tiere nicht im Griff haben. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass schwierigere Hunde andere sozialere, einfachere, vielleicht auch weniger
erfahrene Artgenossen nicht verletzen.

Dass das unfair ist und in vielen sozialen Medien ausführlichst thematisiert wird, ist selbstredend. Trotzdem sollte über allem das Motto stehen, dass der eigene Hund niemanden verletzt. Das inkludiert auch, viel frequentierte Spazierwege zu meiden und nicht auf Konfrontation zu gehen – dann muss man sich auch weniger ärgern.

Alternativen

Gebot Nummer zwei lautet: Der Hund muss lernen dürfen, was er stattdessen tun soll. Der Fokus soll darauf liegen, was der Hund als Alternativverhalten erlernen soll, und Schimpfen, Fluchen, Maßregeln sind ab nun Geschichte. Ruhiges Hinschauen soll er in Begegnungen zeigen? Dann muss die Distanz zum anderen Vierbeiner so gewählt werden, dass unser Pulverfass nicht hochgehen muss. Das können anfangs durchaus mehrere Hunderte Meter Abstand sein. Wichtig ist, dass nicht mehr geschimpft wird für unerwünschtes Verhalten, sondern dass wir die Info geben, was stattdessen geschehen soll.

Shaping

Gebot Nummer drei: Kleinste Verbesserungen belohnen! Man formt anfangs in kleinsten Schritten besseres Verhalten heraus, beispielsweise ein Wegschauen, denn irgendwann wendet jeder Hund den Blick ab. Falls das ewig dauert, wurde die Distanz nicht gut gewählt, der Kontrahent war zu nahe, die Aufgabenstellung war zu schwer. Dann im Training zurückrudern! Wenn man sich vergegenwärtigt, wie stressbehaftet und rasch viele Begegnungen ablaufen, wird klar, dass wir unseren Hunden viel abverlangen. Sie würden sich nicht aussuchen, in der direkten Annäherung – wie wir Menschen eben spazieren gehen – aufeinander zuzugehen. Oft liegt in einem höflichen Bogen, der Distanz bringt und Zeit, schon ein erster Erfolg begründet. Ein anderer Hund wird sichtbar? Wir gehen erstmal etwas zur Seite, geben die Möglichkeit zum Schnuppern, signalisieren so unserem und dem anderen Vierbeiner: Nimm dir Zeit, wir achten deine Bedürfnisse und weichen erstmal aus.

Selbstredend ist, dass keine aversiven Mittel zur Anwendung kommen sollten. Wer sich Hilfe sucht, muss auf die adäquate Trainingsmethode achten. Auch beim Thema Leinenrandale haben Druck, Einschüchterung und körperliche Maßregelung nichts verloren. Den Hund versetzt der Anblick anderer Hunde in Stress – und den gilt es zu minimieren.

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