Dominanz: Mythos und Wahrheit über Erziehung beim Hund

by StefanC
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Der Hund gibt seinen Ball nicht mehr her. Er verteidigt sein Futter, sein Revier, sich selbst. Aber was sind die Gründe dafür? Zum Thema Dominanz bei Hunden kursieren immer noch viele Mythen und veraltete Halbwahrheiten.

„Man muss Dominanz bei Hunden durchsetzen“ – so lautete oftmals die Pauschalerklärung früher beim Hundetraining. Leider werden solche „Weisheiten“ von manchen Menschen heute noch verbreitet … und das, obwohl David Mech, der ursprünglich die Dominanztheorie vertrat, selbst bereits die Verlage angeschrieben hat, sein Buch endlich aus dem Sortiment zu nehmen, da die Inhalte nicht richtig seien.

Es funktioniere nämlich nicht, so der Verhaltensforscher, Beziehungen zwischen Mensch und Hund so linear wie etwa Hackordnungen unter Hühnern zu beschreiben. Auch sieht der Hund im Menschen mit Sicherheit keinen etwas komisch aussehenden Hund. Was innerartlich gilt, ist nicht auf hoch komplexe soziale Gefüge unterschiedlicher Arten und unsere Interaktionen mit Hunden zu übertragen!

Dominanz bei Hunden veraltet

Was genau unter Dominanz zu verstehen ist, darüber scheiden sich die Geister. Fest steht, dass die Dominanztheorie, nach der Hunde immer wieder einmal nach einem höheren Rang streben, unserem Verhältnis zu den Vierbeinern stark zugesetzt hat. Die Auswirkungen sind auch weiterhin spürbar, wenn etwa dazu geraten wird, sich als Alphatier zu behaupten, um Rangordnungsprobleme zu klären. Da wurde und wird zu Alpharollen, Genickschütteln und absoluter Härte geraten, damit der Hund weiß, wo er hingehört: an die letzte Stelle im Rudel.

Dominanz falsch verstanden

Fälschlicherweise wird dann auch noch jener Hund als dominant bezeichnet, der alles andere als das ist: Wenn er beispielsweise unsicher ist, unter Stress steht oder Aggression zeigt.

Dominanz meint in der Tierwelt vielmehr Souveränität, Überlegenheit und ruhiges Auftreten. Ein ausgeglichener Hund lässt sich auch einmal von einem anderen etwas wegnehmen, ohne ständig auf seinen hohen Rang zu pochen – wozu Menschen im Zuge der Dominanztheorie mit erhobenem Zeigefinger geraten wird, wenn sie beim Spielen immer gewinnen, immer als erstes aus der Türe gehen oder essen sollen. Als vermeintlich dominant gilt der Hund dann, wenn er alles andere als das ist

Erziehungsfehler

Sehr bitter, wenn diese Verhaltensweisen noch immer mit Härte bekämpft werden, weil der Mythos von der Dominanz sich so hartnäckig hält. Noch bitterer, wenn der Hund erst in seine unglückliche Verteidigungsrolle gebracht wurde, weil Erziehungsfehler und Unwissen vorliegen. Wenn der Hund beispielsweise den Ball nicht mehr hergibt, ihn vielleicht mit den Zähnen verteidigt, dann kann die Ursache darin liegen, dass ihm aus Unverständnis jedes Spielzeug immer weggenommen wurde, damit er gemäß der Dominanztheorie ja nicht nach einer Rangerhöhung strebt. Vielleicht war sein Mensch dabei auch noch grob und laut – vermeintlich dominant – damit kein Zweifel darüber besteht, wer das Sagen hat. Dabei sollten wir es so machen, wie es uns die Tierwelt vorlebt: Ausgeglichenheit und Ruhe ebnen den Weg zu gelungenen Beziehungen!

Hundeerziehung früher

Folgen der Dominanztheorie

  • Die Dominanztheorie geht auf Untersuchungen an Hummeln, Hühnern und Wölfen zurück.
  • So wurde früher verbreitet, dass der Mensch gegenüber dem nach oben strebenden Hund seine Position an der Spitze der Rangordnungsleiter immer wieder behaupten müsse.
  • Dabei heiligte der Zweck die Mittel, denn Hunde mussten schließlich „kleingekriegt“ werden. 
  • Auch Gewaltanwendung war dabei nicht verpönt. Zum Teil wurde sogar zu Grausamkeiten geraten – z. B. Welpen mit den Nasen in ihre Hinterlassenschaften zu tauchen, um sie stubenrein zu machen.
Trotz der allgemeinen Abkehr von der Theorie halten sich immer noch zahlreiche Unwahrheiten und Grausamkeiten, über denen der Begriff „Dominanz“ schwebt, hartnäckig:

  • als erstes aus der Türe gehen
  • das Spiel immer beenden
  • stets zuerst essen
  • den Hund als Erziehungsmaßnahme stundenlang zu ignorieren

Heute werden derartige, sogenannte aversive Trainingsmethoden immer öfter als tierschutzrelevant entlarvt und Beziehungsarbeit und positive Verstärkung in ihrer Bedeutsamkeit hervorgehoben.

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